18. November, 2022

Abgasskandal: Die Machenschaften von Bosch

Bislang war der Automobilzulieferer Bosch nur ein Randakteur im Abgasskandal. Das dürfte sich allerdings ändern. Neue Dokumente legen nahe, dass die Ingenieur:innen des Stuttgarter Unternehmens deutlich mehr zum größten Skandal der Automobilindustrie beigesteuert haben als bisher gedacht.

Interne Untersuchungen bei Bosch

Kurz nachdem die US-Umweltbehörde die Machenschaften von VW 2015 aufgedeckt hatte, untersuchte man bei Bosch, wie sehr die eigenen Mitarbeiter:innen bei der Abgasmanipulation geholfen haben. Immerhin ist der Konzern einer der größten Zulieferer für Fahrzeugteile und Geschäftspartner aller Big Player der Automobilindustrie. Schwer vorstellbar also, dass niemand von alledem gewusst haben soll.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Oktober desselben Jahres in einem Bericht zusammengefasst. Und genau diesen Bericht hat die Deutsche Umwelthilfe jetzt veröffentlicht. Er zeichnet ein erschreckendes Bild: Offenbar wussten die Bosch-Ingenieur:innen ganz genau, wie missbrauchsanfällig einzelne Funktionen ihrer Bauteile waren.

Auf sieben Seiten listen Mitarbeitende des Unternehmens ganze 44 „Zusatzmechanismen“ auf, die die Abgasrückführung eindämmen und dadurch den Schadstoffausstoß der Fahrzeuge enorm erhöhen – inklusive Kundenliste und detaillierter Beschreibung eines „nicht-behördenkonformen“ Einsatzes.

Hinweis: Bosch zahlte bereits ein Millionenbußgeld

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelte schon 2019 gegen Bosch. Damals wurde das Verfahren jedoch gegen ein Bußgeld in Höhe von 90 Millionen Euro eingestellt.

Bericht gibt Manipulation der Abgaswerte zu

Dabei machte niemand einen Hehl daraus, dass gegen geltendes Recht verstoßen wurde. Das beste Beispiel dafür ist das sogenannte „SCR dosing limitation“. SCR-Katalysatoren sollen eigentlich den Ausstoß von Stickoxiden im Motor reduzieren, indem sie eine spezielle Lösung in den Motor spritzen. Diese Lösung reagiert mit Stickoxiden im Abgas und wandelt sie in Wasserdampf und Stickstoff um.

Durch die Leistungslimitierung spritzen die Katalysatoren weniger Lösungsmittel in den Motor. Infolgedessen erhöht sich auch der Schadstoffausstoß. Abschalteinrichtungen wie diese gibt es zuhauf und nicht alle sind illegal.

Das europäische Recht sieht Ausnahmen vor, wenn die Abschalteinrichtungen eine Motoren schützende Funktion haben. Diese Reduzierung gehe laut Untersuchung aber eindeutig „über Bauteilschutzgründe hinaus“. Der Bericht bestätigt also, was schon lange vermutet wird: Autobauer nutzen den Motorschutz als Ausrede, um ihren Betrug zu rechtfertigen.

BMW gerät ins Visier der Öffentlichkeit

Besonders brisant ist auch die Liste derer, die die manipulierten Teile bei Bosch bestellten. Neben den üblichen Verdächtigen wie VW, Mercedes-Benz und Fiat fällt vor allem ein Name auf: BMW. Der Autobauer aus München hat sich im Dieselskandal immer als Saubermann dargestellt. Diese Fassade beginnt jetzt langsam aber sicher zu bröckeln.

Kurzum dürfte nach dieser Veröffentlichung wohl niemand mehr Zweifel daran haben, dass alle Beteiligten genau wussten, was sie tun. Inwieweit sich das auf die anhängigen und noch kommenden Dieselverfahren auswirken wird und welche Konsequenzen Bosch jetzt fürchten muss, bleibt abzuwarten.

Quellen:

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